Josef Filser, Ökonom aus Mingharting, wurde vom Pfarrer des Dorfes als Landtagsabgeordneter vorgeschlagen. Er selbst, des Schreibens nicht sehr mächtig, nutzte dies, um gleichzeitig von seinem bissigen Eheweib zu fliehen. In der großen Stadt München wurde er an einem Faschingsabend durch ein Gaunerpaar in eine sehr anzügliche Geschichte verwickelt. Mit Hilfe des Rechtsanwaltes, Ludwig Thoma, versucht er nun seine Unschuld zu beweisen. Die Intrigen des Herrn Pfarrers erschweren seine Entlastung. Dabei kommt auch Ludwig Thoma, der sich in die Vroni, die Tochter des Filser verliebt, nicht gut weg. Letztendlich kommt auf einer öffentlichen Versammlung auf dem Dorfplatz beim Wirt in Mingharting alles ganz anders.
Regie: Hubert Holzner
Bühnenbild: Thomas Winter
Bühnenbau: Anderl Thoma
Lichttechnik: Günther Wiedemann
Figur | gespielt von | |
Dr. Ludwig Thoma | Rechtsanwalt und Schriftsteller | Werner Krause |
Emmeran Schanderl | Pfarrer in Mingharting | Hubert Deflorin |
Aloisios Fetter | Kooperator in Mingharting | Dominik Peraus |
Josef Bogner | Lehrer in Mingharting | Franz Spiegler |
Josef Filser | Landwirt u. königlich bayer. Abgeordneter | Hubert Holzner |
Marie Filser | seine Frau | Regina Kemenater |
Vroni Filser | deren Tochter | Barbara Deflorin |
Marie Filser | deren Tochter | Regina Deflorin-D'Souza |
Korbinian Bechler | Postwirt | Sepp Reischl |
Resi Bechler | seine Frau | Lisa Holzner |
Kaspar Bechler | deren Sohn | Benedikt Holzner |
Johann Hefter | Geistlicher Rat | Johann Glockner |
Emmerenzia Scheibinger | Pfarrersköchin | Anna Berchtold |
Frau Ametsreiter | Zimmervermieterin in München | Christine Weber |
Viktoria Pröbstl | Haushälterin bei Ludwig Thoma | Martina Koeber |
Creszenzia Huber | Aushilfskellnerin | Karin Schwarzer |
Xaver Schützinger | Gelegenheitsarbeiter | Marcus Huber |
Festl Gsottmoar | Bauer in Mingharting | Andreas Thoma |
Josef Huber | Bauer in Mingharting | Josef Gerr |
Jakob Sedlbauer | Bauer in Mingharting | Jakob Zehrer |
Karl Schöninger | Schutzmann in München | Johann Jais |
Hans Moosgruber | Schutzmann in München | Andreas Beilhack |
Jakob Elfinger | Viehhändler und Schmuser | Franz Ohme |
Afra Geisenberger | Leitnerbauernstochter aus Arnbach | Kathi Scheuer |
Alois Balser | Viehhändler und Schmuser | Emmeran Taubenberger |
Kathi Stumböck | Roanabauernstochter von Glonn | Franziska Taubenberger |
Bericht vom 06.01.2013 aus Kulturvision
Josef Filser durfte leibhaftig im Gasthof zur Post in Warngau auftreten. Und mit ihm sein geistiger Vater Ludwig Thoma. Ihnen zur Seite standen 22 Schauspieler, drei Bühnen, eine üppige
Ausstattung. Das Ganze vor restlos ausverkauftem Hause.
Der Theaterverein Warngau meldete sich nach Jahren der Abstinenz mit großem Publikumserfolg zurück. Unter der Leitung von Hubert Holzner hatten sich die Akteure ein Stück ausgewählt, das schon im
Komödienstadl Erfolge feierte: „Josef Filser“ von Hans Fitz. Das Stück ist ein deftiges Sittengemälde der Zeit vor etwa 100 Jahren. Münchner Landespolitik, Kirche, bäuerliches Leben, all das
zeichnet der Autor anhand des bairischen Landtagsabgeordneten Josef Filser aus Mingharting nach. Er gesellt ihm den Rechtsanwalt Ludwig Thoma bei, der aber eigentlich nur noch Schriftsteller sein
und an den Tegernsee ziehen will. Derweil aber unterstützt er seine fiktive Figur Josef Filser, bekannt geworden durch seine rechtschreibmäßig mangelhaften Briefe.
Der Filser (poltrig und bauernschlau Hubert Holzner) floh vor seiner bissigen Alten (herrlich überzeichnet Regina Kemenater) als Abgeordneter in die Landeshauptstadt und lässt es sich gut gehen.
Mit Bier und leichten Mädchen. Wird auch zuweilen von der Polizei aus dem Rinnstein gefischt. Seine Zimmervermieterin (Christine Weber) ist entsetzt. Und auch Lehrer Bogner (Franz Spiegler)
äußert sich negativ über „ungebildete Abgeordnete, die sich nicht waschen“. Als den Filser ein Gaunerpärchen (Karin Schwarzer und Marcus Huber) erpressen will, sucht er Hilfe bei Ludwig Thoma
(überlegen, elegant Werner Krause). Eigentlich wollte er ja die Sache seinem Spezl, dem Postwirt (Sepp Reischl) in die Schuhe schieben, aber der wehrt sich vehement. Das ist die Ausgangssituation
des Stückes.
Die dreieinhalbstündige üppige Inszenierung wird lebendig und äußerst unterhaltsam durch das natürliche Spiel der Akteure, die deftige Sprache und durch den Wechsel der Bühne. München spielt
vorn, Mingharting hinten, wobei die Kulisse der Post verblüffend ähnlich der Warngauer Post ist. (Bühnenbild: Tom Winter, Bühnenbau: Anderl Thoma). Hier auf dem Dorf spielen sich köstliche Szenen
ab. Der Postwirt und seine Frau (sehr echt Lisa Holzner) suchen für ihren Sohn (Benedikt Holzner) eine Frau und lassen sie aufmarschieren und ihre Pfründe vorführen. Aber der Sohn hat schon
längst mit Marie (Regina Deflorin-D'Souza) vorgesorgt.
Herrlich auch das Intrigenspiel des Pfarrers (Hubert Deflorin), der seinen Kooperator (Dominik Peraus) anstelle Filsers im Landtag sehen will und behauptet, dass Filser gegen die Obrigkeit
aufhetzt, weil er mit dem rebellischen Thoma unterwegs sei. Dieser greift letztlich ein und fährt höchstselbst nach Mingharting, um dem Filser sein Hofbräuhaus und seine Diäten zu erhalten. Er
erzählt nebenbei auch, wie er solche Figuren wie den Filser schafft, nämlich wie ein Lebzelter, indem er sie aus dem Teig knetet, Gesichter formt und sie dann spielen lässt. „Aus Liebe zum Dorf
mach ich das“, sagt er. Aus Liebe zum Dorf und seinen Bewohnern, insbesondere der bildhübschen Vroni (Barbara Deflorin), die ihm am Ende seinen Einsatz lohnt.
Großer Einsatz aller Mitwirkenden (weitere Darsteller: Johann Glockner, Anna Berchtold, Martina Koeber, Andreas Thoma, Josef Gerr, Jakob Zehrer, Johann Jais, Andreas Beilhack, Franz Ohme, Kathi
Scheurer, Emmeran und Franziska Taubenberger), die den gelungenen Theaterabend gestalteten.
Text/Foto: Monika Gierth
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